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Sinn und Wesen des Geschenks

Sie kommen nicht auf Bestellung, per Dauerauftrag oder in wiederholten kleinen Häppchen und auch nicht so, dass du vorher weißt, was kommen wird oder was du erwarten kannst. Das eigentliche Geschenk, wie ich es aus meiner Kindheit erinnere, kommt überraschend, zwar vielleicht ersehnt und erhofft, ob es aber wirklich kommt und wann, das weißt du nicht, sondern ahnst oder vermutest es bestenfalls.

Das Geschenk fällt vom Himmel in dein Leben hinein und verändert alles. Ab jetzt bist du ein glücklicherer Mensch. Spürbar bis in die eigene Leiblichkeit, wirst du verändert. Du bist fröhlicher, offener, weicher und empfänglicher, Du freust dich des Lebens; Klänge, Farben, Kräfteverhältnisse, ja die Menschen um dich her, die ganze Umgebung, sie alle werden schöner, bunter, größer, besser, erhabener und liebenswerter. Die Welt wird eigentlich erst, wie sie in deinen innersten Empfindungen wirklich und wahrhaftig gemeint ist, sie erblüht gleichsam zu ihrem eigentlichen Sinn und Sein. Und du selbst mit ihr und in ihr!

Alles in dir und weit um dich herum wird erwärmt und überstrahlt von jenem Glanz, der von dem erfahrenen oder erhaltenen Geschenk ausgeht. Du erhältst eine Chance zu erneuter Entwicklung hin auf das Gute, das Schöne und Wahre der Welt. Das Geschenk sagt: Ergreife diese Deine Chance, die du durch mich erhältst!
Es bezaubert dich und verzaubert die Welt. Ein Zauber, der dir hinfort vor Augen steht und hilft, wo es darum geht, die Welt und dich selbst im Sinne des Guten, Schönen und Wahren zu verwandeln. Und – geht es darum nicht eigentlich immer?!

Nach einer Weile lassen Glanz, Klang und Wirkung der Geschenke nach. Es ist, als ob ihr Licht ganz langsam erlischt, ihr süßer beglückender Wohlklang nur mehr aus weiter Ferne leise vernehmbar ist.
Und weil du dies erlebst, oder weil es dir aus früheren Erfahrungen erinnerbar ist, beginnst du, dir das Geschenk erneut mit aller Kraft herbeizusehnen, herbeizuwünschen. Ja, du beginnst vielleicht mit deinem Schicksal zu hadern und die Welt dafür anzuklagen, dass sie dir „Dein Geschenk“ vorenthält. Du beginnst, aufzubegehren und aus eigenem Antrieb und Willen heraus alles Erdenkliche zu tun, um jenes wunderbare Geschenk erneut vor dir wieder auferstehen und erneut vom Himmel in deine Arme fallen zu lassen. Und tut es dies nicht, verfällst du darauf, es herbeizwingen zu wollen, schließlich, so meinst du, sei es doch DEIN Geschenk!

Vielleicht aber geht es darum, dass du etwas über Geschenke lernst, was du noch nicht weißt und was sehr wesentlich ist.

Ich erwähnte bereits, dass Geschenke keine Bestellungen sind, nicht den Charakter von an dich ausgestellten Daueraufträgen haben oder Ähnliches. Sie lassen sich auch nicht abonnieren, wenn sie weiterhin wahre, von anderen in Liebe an dich gegebene Geschenke sein sollen. Geschenke müssen nicht einmalig sein. Ja, sie können sich durchaus wiederholen. Sie können sogar beginnen, dein Leben zu erfüllen und ihm wahrhaft den Glanz des Glücks und der Freude zu verleihen! Doch wenn und wo dies geschieht, dort wird es nicht und niemals aus deinem Willen, deinem Wunsch und deiner Sehnsucht geschehen! Das heißt wiederum keineswegs, dass dein Handeln und deine Taten nicht in einem engen und geheimnisvollen Zusammenhang mit den Geschenken stehen, die vom Himmel in deine Arme und dein Leben fallen! Doch „herbeiwollen“, erzwingen, sie dir aus eigenem Willen zu eigen machen, das kannst du nicht.

Dies wirst du zu lernen haben, willst du in Zukunft das rechte Verhältnis zu den Geschenken, die das Leben dir schickt, entwickeln und bewahren wollen. Vermagst du dies zu lernen und zu beherzigen, so wirst du glücklich werden mit den dir zukommenden Geschenken, ja du wirst ein von Glücksgefühl und Seelenfrieden geprägtes Verhältnis entwickeln zu Schenken und Beschenktwerden, zu den kleinsten und größten Geschenken, welche Götter und Menschen, dein Schicksal und die Welt für dich bereithalten und dir für dein Menschsein und -werden zur Verfügung stellen.

Nothart Rohlfs

 

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